Schmock-City

Die Abenteuer vom Marshall und dem Doc in Schmock City, die neuerdings von Chief Joseph unterstützt werden, dem alten Indianer.

Montag, Juli 30, 2007

Das Maß der Dinge

"Chief, ich hab da mal eine Frage!". Der Marshal und ich saßen im Saloon von Mary Lou und tranken die letzten Reste des Gerstendsaftes aus derHeimat des Marshals. "Es fällt mir etwas schwer", begann er. "Ach, Marshal, wir kennen uns jetzt schon so lange - schieß los", sagte ich und dachte nur kurz darüber nach, was ich da gesagt hatte.

"Also, bei uns in Deutschland, wo ich herkomme, da gibt es ein Essen, also genauer eine Bratwurst, die wird in der Umgangssprache "Apachen-Pimmel" genannt". "Ja, ja!" sagte ich, "wahrscheinlich die Wurst, die Mary Lou hier manchmal serviert." "Nein, das sind Nürnberger Rostbratwürste", entgegnete der Marshal. "Es ist eine... sehr.... lange Wurst." ---- Und nun wollte ich wissen, ob... ob.. na ja,.... das so stimmt?" "Was stimmt?" fragte ich. "Herrje, ob ihr nun wirklich alle so einen langen Dingens habt - und die Frauen damit ganz verrückt macht", sagte er leicht ärgerlich.

Also erstens, bin ich kein Apache, sondern Nez Percé-Indianer und zweitens, Jürgen, hat meine Tochter Untergehende Sonne im Schüleraustausch mal so eine Zeitschrift aus eurem Land mitgebracht, - da hat ein DOC-Sommer, so wie unserer hier- geschrieben, es käme nicht auf die Länge an, sondern darauf, was man damit macht. Und drittens schließlich hab ich gar kleinen Vergleich. Ach ja, und viertens, lieber Marshal, solltet ihr mal über eure Essgewohnheiten zu Hause nachdenken. Meine andere Tochter, aufgehende Sonne, hat da was von Keksen bei Euch erzählt, die aus Staub gemacht sind...." Äh, nun schweif nicht ab Chief, warf Jürgen (er mocht nicht, wenn man ihn so nannte) ein."

"Gut", sagte ich, "dann also mal ernst: Warum wollt ihr Weißen eigentlich immer der Beste, der Erste, der Größte und Erfolgreichste sein?" Schon der Zweitbeste gilt bei euch nichts mehr."

"Bei einem Duell nützt dir das aber wenig, zweiter zu sein", sagte der DOC, der gerade hereinkam und die letzten Sätze aufgeschnappt hatte.

"Da muss ich dir leider Recht geben, aber warum ist es euch denn so wichtig, bloß nicht gutes Mittelmaß zu sein?. Ich hörte von meiner Tochter Mittagsonne, dass es bei Euch nicht unüblich ist, nur um der Beste zu sein, auch Regel zu brechen und verbotene Hilfe beim Medizinmann zu holen."

"Deine Töchter sind wahre Wissenswunder", maulte der Marshal. "Ja, so ein Schüleraustausch hat seine Vorteile", sagte ich.

"Hör mal Chief" sagte der DOC, "aber du musst doch zugeben, dass so ein Wettkampf auch Spaß macht- und wenn man ihn gewinnt, sehr froh ist."
"Ja, aber kann man nicht auch froh sein, wenn man letzter wird,?" warf ich schlau ein.

Der DOC und der Marshal sahen sich an. Beide riefen wie aus einem Munde: "Wer zuletzt an der Theke ist, gibt die nächste Runde aus..."

Beide hatte knapp vor mir die Theke erreicht. Ich muss meine Thesen nochmal überdenken...

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Dienstag, Juli 03, 2007

Doc und die Squaw Teil 3

Zwei Minuten später war sie wieder im Zelt und drei Krieger mussten sie festhalten. Sie lachte und weinte gleichzeitig.

„So... also Klapperschlange... hoffen wir mal, dass das auch stimmt."

Und wieder gab ich ihr eine Spritze, diesmal mit Klapperschlangengegengift.

„Mal schauen.“

Sie erschlaffte unter den Armen der Krieger und verlor das Bewusstsein.

Alle schauten mich an.

„Ist das gut, Doc?“ fragte einer.

„Nein, das ist scheiße. Das war wieder falsch. Sind die denn alle zu doof mir eine Schlange zu beschreiben?“

„Und jetzt, Doc?“

„Jetzt warten wir.“

„Worauf?“ fragte der größte unter den Kriegern.

„Wir warten darauf ob sie noch einmal wach wird, ob das Gegengift auch ein wenig das Gift bekämpft für das es nicht gemacht war... und ob ihr Sioux wirklich so zäh seid wie der Marshall immer behauptet.“

Ich saß die Nacht mit „lauschender Luchs“ an ihrer Seite.

Von draußen drangen kaum Geräusche, nur der Wind zog sanft an dem Pelz der als Abdeckung der Zeltöffnung diente.

Von Zeit zu Zeit wälzte sie sich hin und her, schien von dem leisen Wind vorm Zelt erfasst zu sein.

Plötzlich begann sie leise mit geschlossenen Augen, zu sprechen.

„Was sagt sie?“ flüsterte ich, weil sie ein Kauderwelsch aus Sioux und Englisch sprach.

„Spricht von großen Büffelherden ihrer Jugend. Von Glück und ihrem Gefährten ‚schleichender Biber’ der vor sechzehn Wintern gestorben ist.“ Dann sagte er leise. „...sie vermisst... immer noch.“

Mit einem mal war sie wieder still und lag nur ruhig atmend im halbdunkel einer Öllampe, die wir von der Kutsche abgeschraubt hatten.

Kurz nach Mitternacht schlug sie die Augen auf.

„Schleichender Biber?“ fragte sie und blickte mich mit Tränen in ihren dunklen Augen an.

„Doc...“ flüsterte „lauschender Luchs“.

„Psst!“ unterbrach ich ihn und hielt eine Hand hoch.

Sie schaute mich weiterhin durchdringend und gleichzeitig fragend an.

Meine Gedanken rasten. Was sollte ich tun?

Eine Sekunde darauf, wusste ich, was zu tun war.

Ich nahm ihre Hand, drückte sie und sprach leise.

„Ja..!“

„Schleichender Biber? Bist Du wirklich... ich.... Du begleiten mich?“ fragte sie schwach und ich hatte Mühe ihre Worte zu verstehen.

„Ja.“ Schluckte ich. „Ich bleibe bei dir.“

Ihre Züge entspannten sich.

Stille flutete in das Zelt wie eine Welle. Sie umfing uns, und blieb bis zum nächsten Morgen.

Als wir dann im Licht des neuen Tages vor das Zelt traten, hatte sich der ganze Stamm versammelt, nur der Medizinmann war nirgendwo zu sehen.

Sie wussten, dass die Squaw gestorben war.

„Lauschender Luchs“ trat zum Häuptling und flüsterte geraume Zeit mit ihm.

Der Häuptling nickte schweigend, dann sah er mir in die Augen.

Da verstand ich worum es hier ging.

„Ihr habt mich hinter’s Licht geführt.“ Sagte ich. „Ihr wusstet was los war!“

Der Häuptling nickte im jungen Licht des Morgens.

„Aber warum? Welchen Sinn hatte das alles?“

Der Medizinmann trat aus dem Zelt hinter dem Häuptling und schritt auf mich zu.

„Sie war sehr krank und wollte bei ihrem Gefährten sein.“ Sagte er leise. „Und du hast das einzig richtige gemacht... am Ende.“

„Wie meinst du das?“ zischte ich. Ich hätte sie am liebsten alle abgeknallt.

„Du hast erkannt, wann du sie ziehen lassen musst.“

„Du meinst, sie wollte sterben? Welches Gift hat sie genommen?“

„Alle.“ Sagte der Medizinmann.

„Aber wieso habt ihr mich geholt, wenn sie sterben wollte?“

Der Medizinmann schoss einen bösen Blick in Richtung „lauschender Luchs“.

„Es war seine Schuld, er hat nicht gehört, dass sie sterben wollte.“ Dann sagte er sanfter: „Er wollte nur helfen.“

Ich fixierte den Boden an meinen Stiefelspitzen.

„Und ihr habt mich einfach machen lassen?“ Mir versagte beinahe die Stimme.

„Der Häuptling meinte, du könntest etwas dabei lernen...“ sagte der Medizinmann.

Ich schaute ihm in die Augen.

Dort sah ich keinen Neid, keine Boshaftigkeit, nichts Verwerfliches.

Er nickte kurz.

Alle anderen verschwanden in ihren Zelten oder gingen an ihre angefangenen Arbeiten.

Drei Krieger gingen schweigend in das Zelt mit „trauriger Grashalm“, der alten Squaw.

Langsam wandte ich mich ab.

„Bis bald, Doc... tut mir leid.“ Hörte ich die Stimme von „lauschender Luchs“.

Ich nickte ihm kurz zu dann ging ich langsam zur Kutsche mit der wir gekommen waren.

Als ich mich auf den Kutschbock des pinkfarbenen Vehikels geschwungen hatte, bemerkte ich, dass der Medizinmann neben der Kutsche stand.

Wir schauten uns wieder lange in die Augen.

Der Medizinmann lächelte.

„Dein Kopfschmuck sieht trotzdem scheiße aus, Kollege.“ sagte ich leise.

Er lächelte und flüsterte: „Ich weiß.“

Dann fuhr ich, um eine seltsame Erfahrung reicher, zurück nach Schmock City.

Ich verspürte seit langem mal wieder den Drang über andere Dinge zu reden, als die Dummheit der Jacksons und hoffte den Marshall und Chief Joseph im Saloon anzutreffen.

Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es ein guter Tag werden würde.


Euer Doc