Schmock-City

Die Abenteuer vom Marshall und dem Doc in Schmock City, die neuerdings von Chief Joseph unterstützt werden, dem alten Indianer.

Montag, Juli 30, 2007

Das Maß der Dinge

"Chief, ich hab da mal eine Frage!". Der Marshal und ich saßen im Saloon von Mary Lou und tranken die letzten Reste des Gerstendsaftes aus derHeimat des Marshals. "Es fällt mir etwas schwer", begann er. "Ach, Marshal, wir kennen uns jetzt schon so lange - schieß los", sagte ich und dachte nur kurz darüber nach, was ich da gesagt hatte.

"Also, bei uns in Deutschland, wo ich herkomme, da gibt es ein Essen, also genauer eine Bratwurst, die wird in der Umgangssprache "Apachen-Pimmel" genannt". "Ja, ja!" sagte ich, "wahrscheinlich die Wurst, die Mary Lou hier manchmal serviert." "Nein, das sind Nürnberger Rostbratwürste", entgegnete der Marshal. "Es ist eine... sehr.... lange Wurst." ---- Und nun wollte ich wissen, ob... ob.. na ja,.... das so stimmt?" "Was stimmt?" fragte ich. "Herrje, ob ihr nun wirklich alle so einen langen Dingens habt - und die Frauen damit ganz verrückt macht", sagte er leicht ärgerlich.

Also erstens, bin ich kein Apache, sondern Nez Percé-Indianer und zweitens, Jürgen, hat meine Tochter Untergehende Sonne im Schüleraustausch mal so eine Zeitschrift aus eurem Land mitgebracht, - da hat ein DOC-Sommer, so wie unserer hier- geschrieben, es käme nicht auf die Länge an, sondern darauf, was man damit macht. Und drittens schließlich hab ich gar kleinen Vergleich. Ach ja, und viertens, lieber Marshal, solltet ihr mal über eure Essgewohnheiten zu Hause nachdenken. Meine andere Tochter, aufgehende Sonne, hat da was von Keksen bei Euch erzählt, die aus Staub gemacht sind...." Äh, nun schweif nicht ab Chief, warf Jürgen (er mocht nicht, wenn man ihn so nannte) ein."

"Gut", sagte ich, "dann also mal ernst: Warum wollt ihr Weißen eigentlich immer der Beste, der Erste, der Größte und Erfolgreichste sein?" Schon der Zweitbeste gilt bei euch nichts mehr."

"Bei einem Duell nützt dir das aber wenig, zweiter zu sein", sagte der DOC, der gerade hereinkam und die letzten Sätze aufgeschnappt hatte.

"Da muss ich dir leider Recht geben, aber warum ist es euch denn so wichtig, bloß nicht gutes Mittelmaß zu sein?. Ich hörte von meiner Tochter Mittagsonne, dass es bei Euch nicht unüblich ist, nur um der Beste zu sein, auch Regel zu brechen und verbotene Hilfe beim Medizinmann zu holen."

"Deine Töchter sind wahre Wissenswunder", maulte der Marshal. "Ja, so ein Schüleraustausch hat seine Vorteile", sagte ich.

"Hör mal Chief" sagte der DOC, "aber du musst doch zugeben, dass so ein Wettkampf auch Spaß macht- und wenn man ihn gewinnt, sehr froh ist."
"Ja, aber kann man nicht auch froh sein, wenn man letzter wird,?" warf ich schlau ein.

Der DOC und der Marshal sahen sich an. Beide riefen wie aus einem Munde: "Wer zuletzt an der Theke ist, gibt die nächste Runde aus..."

Beide hatte knapp vor mir die Theke erreicht. Ich muss meine Thesen nochmal überdenken...

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Dienstag, Juli 03, 2007

Doc und die Squaw Teil 3

Zwei Minuten später war sie wieder im Zelt und drei Krieger mussten sie festhalten. Sie lachte und weinte gleichzeitig.

„So... also Klapperschlange... hoffen wir mal, dass das auch stimmt."

Und wieder gab ich ihr eine Spritze, diesmal mit Klapperschlangengegengift.

„Mal schauen.“

Sie erschlaffte unter den Armen der Krieger und verlor das Bewusstsein.

Alle schauten mich an.

„Ist das gut, Doc?“ fragte einer.

„Nein, das ist scheiße. Das war wieder falsch. Sind die denn alle zu doof mir eine Schlange zu beschreiben?“

„Und jetzt, Doc?“

„Jetzt warten wir.“

„Worauf?“ fragte der größte unter den Kriegern.

„Wir warten darauf ob sie noch einmal wach wird, ob das Gegengift auch ein wenig das Gift bekämpft für das es nicht gemacht war... und ob ihr Sioux wirklich so zäh seid wie der Marshall immer behauptet.“

Ich saß die Nacht mit „lauschender Luchs“ an ihrer Seite.

Von draußen drangen kaum Geräusche, nur der Wind zog sanft an dem Pelz der als Abdeckung der Zeltöffnung diente.

Von Zeit zu Zeit wälzte sie sich hin und her, schien von dem leisen Wind vorm Zelt erfasst zu sein.

Plötzlich begann sie leise mit geschlossenen Augen, zu sprechen.

„Was sagt sie?“ flüsterte ich, weil sie ein Kauderwelsch aus Sioux und Englisch sprach.

„Spricht von großen Büffelherden ihrer Jugend. Von Glück und ihrem Gefährten ‚schleichender Biber’ der vor sechzehn Wintern gestorben ist.“ Dann sagte er leise. „...sie vermisst... immer noch.“

Mit einem mal war sie wieder still und lag nur ruhig atmend im halbdunkel einer Öllampe, die wir von der Kutsche abgeschraubt hatten.

Kurz nach Mitternacht schlug sie die Augen auf.

„Schleichender Biber?“ fragte sie und blickte mich mit Tränen in ihren dunklen Augen an.

„Doc...“ flüsterte „lauschender Luchs“.

„Psst!“ unterbrach ich ihn und hielt eine Hand hoch.

Sie schaute mich weiterhin durchdringend und gleichzeitig fragend an.

Meine Gedanken rasten. Was sollte ich tun?

Eine Sekunde darauf, wusste ich, was zu tun war.

Ich nahm ihre Hand, drückte sie und sprach leise.

„Ja..!“

„Schleichender Biber? Bist Du wirklich... ich.... Du begleiten mich?“ fragte sie schwach und ich hatte Mühe ihre Worte zu verstehen.

„Ja.“ Schluckte ich. „Ich bleibe bei dir.“

Ihre Züge entspannten sich.

Stille flutete in das Zelt wie eine Welle. Sie umfing uns, und blieb bis zum nächsten Morgen.

Als wir dann im Licht des neuen Tages vor das Zelt traten, hatte sich der ganze Stamm versammelt, nur der Medizinmann war nirgendwo zu sehen.

Sie wussten, dass die Squaw gestorben war.

„Lauschender Luchs“ trat zum Häuptling und flüsterte geraume Zeit mit ihm.

Der Häuptling nickte schweigend, dann sah er mir in die Augen.

Da verstand ich worum es hier ging.

„Ihr habt mich hinter’s Licht geführt.“ Sagte ich. „Ihr wusstet was los war!“

Der Häuptling nickte im jungen Licht des Morgens.

„Aber warum? Welchen Sinn hatte das alles?“

Der Medizinmann trat aus dem Zelt hinter dem Häuptling und schritt auf mich zu.

„Sie war sehr krank und wollte bei ihrem Gefährten sein.“ Sagte er leise. „Und du hast das einzig richtige gemacht... am Ende.“

„Wie meinst du das?“ zischte ich. Ich hätte sie am liebsten alle abgeknallt.

„Du hast erkannt, wann du sie ziehen lassen musst.“

„Du meinst, sie wollte sterben? Welches Gift hat sie genommen?“

„Alle.“ Sagte der Medizinmann.

„Aber wieso habt ihr mich geholt, wenn sie sterben wollte?“

Der Medizinmann schoss einen bösen Blick in Richtung „lauschender Luchs“.

„Es war seine Schuld, er hat nicht gehört, dass sie sterben wollte.“ Dann sagte er sanfter: „Er wollte nur helfen.“

Ich fixierte den Boden an meinen Stiefelspitzen.

„Und ihr habt mich einfach machen lassen?“ Mir versagte beinahe die Stimme.

„Der Häuptling meinte, du könntest etwas dabei lernen...“ sagte der Medizinmann.

Ich schaute ihm in die Augen.

Dort sah ich keinen Neid, keine Boshaftigkeit, nichts Verwerfliches.

Er nickte kurz.

Alle anderen verschwanden in ihren Zelten oder gingen an ihre angefangenen Arbeiten.

Drei Krieger gingen schweigend in das Zelt mit „trauriger Grashalm“, der alten Squaw.

Langsam wandte ich mich ab.

„Bis bald, Doc... tut mir leid.“ Hörte ich die Stimme von „lauschender Luchs“.

Ich nickte ihm kurz zu dann ging ich langsam zur Kutsche mit der wir gekommen waren.

Als ich mich auf den Kutschbock des pinkfarbenen Vehikels geschwungen hatte, bemerkte ich, dass der Medizinmann neben der Kutsche stand.

Wir schauten uns wieder lange in die Augen.

Der Medizinmann lächelte.

„Dein Kopfschmuck sieht trotzdem scheiße aus, Kollege.“ sagte ich leise.

Er lächelte und flüsterte: „Ich weiß.“

Dann fuhr ich, um eine seltsame Erfahrung reicher, zurück nach Schmock City.

Ich verspürte seit langem mal wieder den Drang über andere Dinge zu reden, als die Dummheit der Jacksons und hoffte den Marshall und Chief Joseph im Saloon anzutreffen.

Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es ein guter Tag werden würde.


Euer Doc

Dienstag, Juni 26, 2007

Doc und die Squaw Teil 2

Unter großem Hallo wurden wir begrüßt.

Die Frauen und Kinder kicherten, doch die Krieger blickten uns mit Abscheu entgegen.

„Lauschender Luchs“ schien sich zu schämen, es lag wohl an unserem pinkfarbenen Gefährt.

Wir hielten auf dem großen Platz zwischen den farbenfrohen Zelten.

Häuptling „Nasse Wurst“ trat vor sein Zelt.

Er runzelte die Stirn und sagte etwas zu dem jungen Krieger an seiner Seite.

Dieser meinte dann: „Der Häuptling fragt, ob Du „lauschender Luchs“ heiraten willst, Doc?“

„Nein, ich komme wegen dem Schlangenbiss. Wo ist die Squaw?“

Der Krieger übersetzte und „nasse Wurst“ entspannte sich etwas.

Dann schüttelte er den Kopf und sagte einige barsche Worte.

„Der Häuptling sagt: Unser Medizinmann ist bei ihr. Wir brauchen den Doc nicht.“

„Habt ihr einen neuen Medizinmann?“ wollte ich wissen.

„Äh... nein!“

„Dann könnt ihr euch schon mal von der Squaw verabschieden....“

Der Krieger lief hochrot an.

„UNSER MEDIZINMANN....“ begann er.

„...ist die größte Pfeife im Dorf, und wenn er mal nicht besoffen an den Marterpfahl pinkelt, dann ist er übel verkatert und nicht zurechnungsfähig, also bring mich zu der Squaw!“ fuhr ich ihn an.

Wieder sprach er mit dem Häuptling der das Für und Wider abzuwägen schien.

Dann deutete er schweigend auf ein Zelt.

„Na geht doch.“

Als ich das Zelt betrat bot sich mir ein erschreckender Anblick.

Auf einer Decke lag eine leblose alte Indianerin, die in einen bunten Poncho gehüllt war.

Um sie herum standen Räuchergefäße die einen Dunst verströmten, dass einem schwindlig wurde.

Und um das Maß voll zu machen, tanzte der Medizinmann um die Frau herum. Er trug rasseln und einen Kopfschmuck aus Hirschgeweih.

„Ist schon wieder Kirmes?“ fragte ich.

Er hielt inne und schaute mich fragend an.

Dann sagte er etwas auf Sioux, was sehr unfreundlich klang.

„Er meint, du mögest tot umfallen!“ übersetzte „lauschender Luchs“, der den Kopf zur Zeltöffnung hereingestreckt hatte.

„Das muss ich mir von einem Kerl sagen lassen, der hier den Hirsch tanzt...“ murmelte ich und trat einen Schritt auf den Medizinmann zu.

In seinem Blick lag tiefste Verachtung.

„Pass auf, Kollege. Ich weiß Du verstehst mich. Also Folgendes: Wenn Du mich hier meine Arbeit machen lässt, bleiben wir Freunde... wenn Du den Räuchermist mit nach draußen nimmst, bleiben wir Freunde... wenn Du dem Häuptling ein paar beruhigende Worte sagst, bleiben wir Freunde... Wenn Du das allerdings nicht tust, schieß’ ich Dir in die Haxe, und weißt Du was?“ ich warf einen Blick auf sein Geweih „...So wie Du heute aussiehst glaubt mir auch jeder, dass es ein Jagdunfall war.“

Dann hockte ich mich zur Bewusstlosen und fühlte ihren Puls. Schwach, aber er war vorhanden.

Stocksauer, aber ein wenig eingeschüchtert sammelte der Medizinmann seine Räucherbüchsen ein und trollte sich.

„Finde jemanden, der weiß welche Schlange sie Gebissen hat! Schnell!“ rief ich „lauschender Luchs“ zu.

Während ich mich um die Dame kümmerte, die da so ohnmächtig vor mir lag, hörte ich Getuschel von draußen.

Nach zwei Minuten streckte er wieder den Kopf hinein und sagte:

„Schlange war grün, war braun, war schwarz und gestreift. Hatte Klapper hinten und gelbe Augen.“

Es war zum verzweifeln.

„Hörner hatte sie keine?“

„Nein!“ sagte „lauschender Luchs“, der anscheinend völlig immun gegen Ironie war.

„Na gut... welche Schlange kommt hier am meisten vor?“

„Mokassin Schlange?“

„Glaubst Du oder weißt du?“ fragte ich.

„Kann doch sein?“ meinte der Indianer. „Nein bin sicher, ist Mokassin!“

Ich hatte keine Wahl und verabreichte ihr sofort eine Injektion mit dem Gegenmittel.

Sie stöhnte.

„Siehst du, Doc: Mokassin!“ freute sich der Indianer.

Ich war mir nicht so sicher, denn mit einem mal wand sich die Frau vor Schmerz. Ein todsicheres Indiz dafür, dass man das falsche Gegengift injiziert hat. Recht ungefährlich, aber sehr schmerzhaft.

„Was tust du, Doc?“

„Ich gebe ihr Morphium.“ sagte ich, und hoffte, dass wir bald herausfinden würden, was ihren Zustand auslöste.

Plötzlich setzte sich die Squaw kerzengerade auf und sagte etwas, das ich nicht verstand.

„Was will sie?“

„Sie sagt, sie will Backen hundert Fladenbrote.“

„Aha.... Das kann ja lustig werden.“ sagte ich und war mir sicher, dass dies erst die Spitze des Eisberges war. Die beiden Mittel reagierten miteinander und die Squaw reagierte ihrerseits auf das seltsame Gemisch.

„Jetzt will sie ausreiten auf den Mulis!“ übersetzte der Indianer weiter.

„Bleib du mal bei ihr, ICH frage jetzt mal welche Schlange sie gebissen hat.“

Ich trat auf den Dorfplatz.

„HERRSCHAFTEN! Welche Schlange hat ‚Trauriger Grashalm’ gebissen?“

Schweigen... alle schauten den Doc an, beinahe hundert Augenpaare ruhten auf ihm.

„Na kommt schon.... ihr versteht mich. Welche Schlange war’s?“

„Mokassin?“ fragte ein junger Krieger.

„Falsch,... setzen.“

„Noch jemand ‚ne Idee?“

Dann trat eine junge Frau vor.

„War Klapperschlange!“ sagte sie mit fester Stimme.

„Ah, endlich was Greifbares. Bist du dir sicher?“

„Ja, Doc!“

In diesem Augenblick sprang die ehemals bewusstlose Squaw aus dem Zelt und rannte über den Dorfplatz. In der Zeltöffnung stand ein verdutzt dreinblickender „lauschender Luchs“.

„Schau nicht so blöd.... halt sie auf!“ rief ich ihm entgegen.

Plötzlich hatte der Trottel schon wieder sein Tomahawk in der Hand.

„LASS DEN SCHEIß! LAUF IHR NACH!“

„Achso...“ meinte der Indianer und rannte der Frau hinterher.



Der dritte und letzte Teil folgt in bälde....

Samstag, Juni 09, 2007

Doc und die Squaw

Letztens kam „Lauschender Luchs“, ein Krieger des ansässigen Stammes der Sioux in meine Praxis gestürmt.

„Doc!“ schrie er, „Schlange beißt alte Squaw!“

„Ach verdammt!“ rief ich, „Welche denn?“

Er runzelte die Stirn.

„Trauriger Grashalm, warum ist wichtig?“

Einen kurzen Moment war ich versucht ihn zu fragen, ob er mit den dämlichen Jacksons verwandt sei.

„Die Schlange, Junge, die Schlange!“

„Achso.... glaube ich Mokassin Schlange.“

„Glaubst du, oder weißt du?“

„Was du meinen, Doc?“

So kam ich nicht weiter und packte alle Schlangengegengifte ein, die ich hatte und natürlich Morphium (DAS muss man immer dabei haben!), schnallte meinen Colt um, und folgte „Lauschender Luchs“ nach draußen..

„Wie kommen wir hin?“ fragte ich eher mich als den Indianer.

„Du kannst doch nehmen Pferd von Marshall! Ihr doch jetzt Freunde.“

Es schauderte mich kurz bei dem Gedanken an die hasserfüllten Blicke von Rocky, dem Pferd des Marshals. Dieses Biest wünschte mir den Tod seit unserem ersten und letzten abenteuerlichen Ritt.

Plötzlich kam eine Kutsche in unser Blickfeld gefahren.

Herrliches Gerät. Es gehörte der jüngsten Tochter des hiesigen Großgrundbesitzers. Der Alte McBane ist ein netter Kerl, aber er verwöhnt seine Töchter etwas zu sehr für meinen Geschmack.

Da kam sie nun in gemächlichem Schrittempo angefahren, das hübsche Kind, in ihrer fein ziselierten und mit Spitzendeckchen und pinkfarbenen Stickereien verzierten Kutsche.

Da kam mir ein Gedanke.

„Halt das Pferd bitte mal auf ,lauschender Luchs“.“

Er nickte und zog blitzschnell sein Tomahawk. Bevor ich etwas sagen konnte hatte er es schon geworfen.

Das arme Pferd wurde an der Schläfe getroffen und ging sofort zu Boden.

„Du Idiot!“ rief ich.

„Was denn? Kutsche steht doch!“

Ich trat schnellen Schrittes an das Pferd heran, das nun vor der Kutsche zusammengebrochen war.

Es Lebte, hatte allerdings einen ordentliche Beule und war immer noch bewusstlos.

„Soll ich ihm geben Rest?“ schallte es hinter mir.

„Bleib wo du bist und halt die Klappe.“ Raunte ich dem Indianer zu.

Die junge Dame auf dem Kutschbock schaute mich schockiert an. Sie zitterte.

Wie immer, wenn ich mit jungen Damen spreche, verließ ich mich auch hier auf meinen altbewährten Opener:

„Ääääh...“

„Doc... was soll das?“ stammelte sie.

„Wir haben einen Notfall bei den Sioux...und ich kann... will nicht reiten. Dürfen wir uns deine Kutsche ausleihen?“

„Deswegen versucht ihr meine Hulda umzubringen?“

„Hulda?“

„DIE PFERD!“ rief der hilfsbereite Indianer von hinten.

„Danke“ knurrte ich

Nach kurzer Diskussion, und der Tatsache, dass ich ihrem Daddy mal bei seinen Hämorrhoiden behilflich war, saßen der Indianer und ich auf dem Kutschbock.

Das Pferd war mittlerweile erwacht, aber noch nicht ganz bei sich. Es hatte Probleme die Spur zu halten.

„Schlechtes Pferd! Kann nix geradeaus!“

„DU hast’s doch selbst kaputtgemacht, Trottel!“

Bis wir in unserer Pinkfarbenen Kutsche im Stammesbereich der Sioux waren, schmollte „Lauschender Luchs“.

Das war mir auch ganz recht, denn ich musste mir noch einmal die Behandlungsmethoden bei Schlangebissen durch den Kopf gehen lassen.

....geht sehr bald weiter

Dienstag, Mai 08, 2007

Mein Saloon und ich


Sooo, nun ist die Wandfarbe endlich getrocknet, die Barmöbel sind aufgebaut und Bertram, der einarmige Klavierspieler ist aus dem Urlaub zurück.
Ich bin so froh, dass ich dieses chicke Lädchen in dieser netten Stadt gefunden habe. Gottlob hat mir mein alter Bekannter, der Marshal, auf der Suche nach einem geeigneten Lokal geholfen.
Aber nun möchte ich mich erst einmal vorstellen. Meine Eltern haben mich Mary Lou getauft. Ich bin in der nähe der Rinderfarm meines Onkels aufgewachsen und mein Jugendtraum war es schon immer, einen eigenen Saloon zu betreiben.

Über Schmock City habe ich schon einige gehört. In unserem kleinen Ort hat sich rumgesprochen, dass die Jackson Brüder ihre Rinderherde ans Meer getrieben haben um dort mit der „Molkerei auf der Bounty“ Geschäfte zu machen. Die Jacksons erinnern mich immer ein bisschen an die Daltons aus Lucky Luke. Lange Zeit gab es beim Dorfwirt Gelächter über die Blödheit der Jungs.

Eines schönen Tages kam der Marshal in den goldenen Hahn, so heißt der Dorfwirt. Ich habe ihn natürlich sofort wiedererkannt und wir hatten uns viel zu erzählen. Da ziemlich viele Besucher in der Gaststätte waren, hat er mich spontan auf ein Grillfest, dass ein Indianer namens Chief Joseph organisiert hat, eingeladen. Ich habe sofort zugesagt und mich gefreut, mal wieder mit Indianern ums Feuer zu sitzen.

Ich habe mit 13 Jahren ein Jahr bei einem Indianerstamm gelebt. So eine Art Schüleraustausch. Dort habe ich auch reiten gelernt. Es war eine schöne Zeit, aber ich befürchte, ich schweife ab.

Das Grillfest war sehr lustig, ich hatte nämlich einige Flaschen Bier mitgebracht. Chief Joseph war total leicht zu beeindrucken, in dem ich ihm immer wieder eine neue Möglichkeit des Öffnens einer Flasche zeige. Immer wenn er dachte, er hätte den Dreh raus, habe ich ihm eine neue Methode gezeigt. Er wollte immer mehr und mehr sehen, deshalb trank er das Bier immer schneller. Ja, seinen Kopf hätte ich am nächsten Tag nicht haben wollen…
Chief hatte wohl zu späterer Stunde noch ziemlich Ärger mit seiner Frau. Rauchendes Nudelholz fand meine Aktion mit den Rauchzeichen nicht allzu komisch. Ich habe in meinem Jahr bei den Indianern auch gelernt Rauchzeichen zu geben. Beim Anzünden des Grillfeuers konnte ich nicht widerstehen und habs versucht. Leider hatte ich ein paar Rechtschreibfehler drin, so dass plötzlich eine Horde junger Damen – Lagerhäschen, mit uns feierten. Ich fand lustig. Rauchendes Nudelholz nicht. Aber auch Frauen müssen nicht immer einer Meinung sein. Ich denke, dass auch ich noch Ärger mit ihr bekommen werde, wenn Chief Joseph öfter in den Saloon kommen.

Aber jetzt sind die letzen Gläser poliert, Bertram übt auf dem Klavier noch „the Entertainer“ und am Wochenende wird der Saloon eröffnet.
Ich hoffe, dass alle Einwohner von Schmock City mal kurz auf einen Sprung vorbei kommen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe.

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Freitag, April 20, 2007

Der Doc und die Bounty (Part III) Finale


Wir steigen am Strand wieder ein, an dem die Bounty festgemacht hat...

Ich ließ die dämlichen Jacksons hinter mir und ging auf das Zeltlager am Strand zu.
Schräg hinter mir trabte Rocky, der Hengst des Marshals, der mich nicht aus den Augen ließ.
Ich warf ihm meinerseits, von Zeit zu Zeit, einen vorsichtigen Blick zu, ständig auf dem Sprung auszuweichen, wenn er auf irgendwelche verückten Ideen käme.

"Wie kann der Marshal nur auf einem Pferd wie dir bis hier her gekommen sein?" sagte ich kopfschüttelnd.
Das tiefe Schnauben das hinter mir ertönte war schlichtweg unheimlich.

In dem Zeltlager herrschte reges Treiben. Einige Männer in blauer Uniform trugen Kisten von Beibooten in Zelte hinein, während andere Männer weitere Zelte errichteten.
Etwa dreihundert Meter entfernt vom Strand hatte ein majestätisches Schiff geankert.
Nach einem kurzen Moment konnte ich denjenigen ausmachen, der anscheinend das Sagen hatte und marschierte auf ihn zu.
"Howdy!" sagte ich als ich vor ihm stand.
"Grüß Gott!" antwortete er und ich war ein wenig verblüfft wegen dieses seltsamen Ausdrucks.
Der Mann sah gut aus, recht jung, die dunklen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, wie man es in der alten Heimat so trägt, und einem klugen Ausdruck im Blick.
"Ich bin der Doc von Schmock City." stellte ich mich vor.
"Ist das ihr Pferd?" fragte er und deutete auf Rocky, der immer noch drei Meter hinter mir stand.
"Nein."
"Das dachte ich mir beinahe."

"Ach? Warum?"

"Es schaut sie ziemlich böse an. Ich würde fast sagen, es kann sie nicht leiden."
Wie ich bereits sagte: Kluges Kerlchen.
"Rocky gehört dem Marshal."
"Ahja."
"Und wer sind sie, wenn ich fragen darf?"
"Christian Fechtler, sehr angenehm."

"Fechtler?"
"Das ist bayrisch. Die meisten kennen mich unter meinem Künstlernamen Fletcher Christian."

"Bayern... ist das nicht bei Deutschland, dieses Bayern?"

"Richtig."

"Da wird sich der Marshal aber freuen, de
r kommt auch aus der Gegend."
"Wie kommt man denn von dort hierher und wird Marshal?"

"Zweiter Bildungsweg, oder Quereinsteiger."
"Ahja. Was führt sie zu uns?"

Nun stand ich da. Keine Ahnung was ich sagen sollte.
"Ist es wegen den Trotteln dahinten?" wollte er wissen.
"Hm... ja. Irgendwie schon."
"Ist schwer mit Untergebenen umzugehen was?"
"Öhm... ja." raunte ich, darauf wartend, was der Mann zu erzählen hatte.
"Ich mach' das auch noch nicht so lange. Erst seit wir uns vom Captain getrennt haben."
"Eine MEUTEREI also?"
"Jaja.." lachte Fechtler "Ich dachte mir schon, dass der Kalauer mit der Molkerei da her rührt."
Ich lachte einfach mal mit, als hätte ich es die ganze Zeit gewusst.
"Wie hat es euch mit dem Schiff eigentlich hierher verschlagen?" versuchte ich abzulenken.
"Das lag an Captain Bligh, diesem alten Säufer."
"Wie das?"
wollte ich wissen.
"Als wir anheuerten hielt er eine flammende Rede. Er meinte, sein letztes Schiff sei gesunken. Schuld wäre 'die kieler Sunrise'. Nun stellte er eine Mannschaft auf die Beine eben 'die kieler Sunrise' zu finden."
"Ein Schiff?"

"Nein, ein Cocktail, Tequila Sunrise. Aber das hat er uns erst verraten als wir an Bord waren."

"Übel, Mister Fechtler, wie ging's weiter?"

"Wie das so ist, er steckte einen Kurs ab der alle möglichen Häfen mit üblen Kneipen abdeckte und war ständig besoffen. Irgendwann hat die Mannschaft gemeutert."
"Oh... gibt's da kein Gesetz dagegen?" (Wo ist der Marshal, wenn man ihn mal braucht?)
"Doch, schon. Aber es ist bei weitem schlimmer einem volltrunkenen Captain um Kapp Horn zu folgen, nur weil er meint da gäbe es Rum."
Ich rieb mir das Kinn.
"Die Sicherheit der Mannschaft und so weiter, verstehe. Wo ist er denn jetzt, ihr Captain."
"Sie hätten ihn sehen müssen, er kam sicher an ihnen vorbei. Hat ihre Viehtreiber gefragt, wo die nächste Kneipe ist und verschwand in die Richtung aus der sie kamen."
'Oh... da war was!' dachte ich.

Viel später sollte übrigens herauskommen, dass der Captain Bligh seltsamerweise indianische Vorfahren hatte und somit aus biologischen Gründen, den zu sich genommenen Alkohol nur schwer abbauen konnte. Wer darüber genaueres wissen will, der möge sich bitte an Chief Joseph wenden.

Ich blieb noch ein Weilchen auf ein Schwätzchen mit Fechtler. Netter Kerl.
Dann sprach ich im Namen von Schmock City eine Einladung aus und versuchte die Jacksons heimzuschicken.
Ich fand sie genau so da stehend vor wie ich sie eine gute Stunde zuvor verlassen hatte.
"Ihr habt euch nicht mal bewegt!" entfuhr es mir.
"Du hattest nicht gesagt, wir sollen uns bewegen."
Eigentlich wieder ein guter Grund sie zu erschießen. Aber ich habe ein zu gutes Herz.
"Geht nach Hause, Jungs." rief ich.
"Aber wieso? Die Bullen sind doch noch nicht gemolken!"
Ich atmete wieder tief durch und versuchte ein lächeln.
"Na gut, wenn ihr's nicht anders versteht: Wenn ihr nicht sofort die Herde zurück auf eure Idioten Farm treibt, werde ich nicht zögern euch eine Kugel zwischen die Ohren zu ballern! HABEN WIR UNS VERSTANDEN?"
Alle stiegen schnell auf ihre Pferde... nur Larry nicht.
"Äh.. Doc?"
"Ich dachte mir schon, dass einer von euch noch eine Frage hat... was gibt's?"
Er kickte verschämt ein Steinchen weg.
"Doc... was meinst Du mit 'zwischen die Ohren'."
"Ach Larry, kannst du dich an deine Ma erinnern?"
"Ja klar, du meinst die Schwester von Pa!"
Das dachte ich mir!
"Reite bitte einfach mit deinen Brüdern in die Stadt und bring die Rinder weg. Dann könnt ihr ja einen trinken gehen."
Sein Gesicht hellte sich auf.
"Au ja!"
Dann ritten sie davon, und mit ihnen die ganze Herde Rinder.
Langsam drehte ich mich um.
Hinter mir stand immer noch Rocky und schaute mich gemein an.
"...ach verdammt..."
In dem Wissen, dass ich einen langen Marsch vor mir hatte (ich konnte Rocky ansehen, dass er nur darauf wartete, dass ich aufsaß) ging ich langsam los.
Rocky trabte hinter mir her. Ich könnte schwören, das Mistvieh hat mich den ganzen Weg siegessicher begafft.

Nun werde ich erstmal in den Saloon gehen. Rabbi Grün meinte, er hätte eine neue Besitzerin.

Euer Doc

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Samstag, April 14, 2007

Rauchzeichen

Die Büffeljagd war beendet, die Felle alle mit „Original indian handcraft“ bestempelt und auch die „Büffelblutwurst indian style“ war für den Gift-Shop in Schmock-City abgefüllt. Kurz, die Arbeit war getan. Zeit, die Berge des angefallenen Büffelfleisches etwas abzutragen.

Ich gab dem Marshal und dem Doc Rauchzeichen, dass ein Grillfest geplant war und machte mich an die Vorbereitungen. Der Marshal kam auch recht flott, während der Doc immer noch in der Kokosnuss-Sache unterwegs war. Der Marshal hatte auch eine Überraschung aus seiner früheren Heimat mitgebracht. Eine alte Bekannte, die er mit dem Namen „Dampfendes Eisenross“ vorstellte. Ich dachte kurz an „Rauchendes Nudelholz“, verwarf dann aber schnell den „Nomen est omen“ – Gedanken.

„Dampfendes Eisenross“ war sehr nett und konnte sogar gut reiten. Sie hatte als Gastgeschenk eine Spezialität aus ihrem Land mitgebracht: Gerstensaft! Ein Getränk, das so fest verschlossen ist, dass man allerlei Hilfsmittel benötigt, um es zu öffnen. „Dampfendes Eisenross“ kannte an die zwanzig Arten. Offenbar haben die Bleichgesichter sich noch nicht auf ein passendes Gerät zum Öffnen geeinigt.

Als ich mit dem Grillen beginnen wollte, bestand der Marshal darauf, es diesmal selber zu machen. Er kippte eine Flüssigkeit in das Feuer und es fing fürchterlich an zu brennen und zu rauchen. „Dampfendes Eisenross“ kippte geistesgegenwärtig ihren Gerstensaft in das Feuer, bis es sich irgendwann beruhigt hatte.

Kurze Zeit später kam Häuptling „Nasse Wurst“ vorbei: „Sag mal, bis du verrückt, so ein Kontakt-Rauchzeichen zu senden, wo doch deine Squaw gleich nebenan im Wigwam ist? - Und Lagerstätten-Häschen schreibt man nicht mit 'ß' ", ergänzte er. Kontakt-Rauchzeichen??? Das musste mit der Feuerlösch-Aktion zu tun haben. Ich dachte kurz daran, ob „Dampfendes Eisenross“ eventuell einen dieser „Indianer für Anfänger“ Kurse in ihrer Heimat belegt hatte und Rauchzeichen konnte. Aber ich hatte den Gedanken noch nicht abgeschlossen, als eine Horde an Damen eintraf. Dem Aussehen nach zu urteilen, war „Lagerstätten-Häschen“ wohl noch eines der harmloseren Attribute gewesen, die da gesendet worden waren.

Die Damen stellten sich als durchaus trinkfest heraus und als Rauchendes Nudelholz aus dem Zelt kam und fragte, was denn hier los sei, war der Marshal so geistesgegenwärtig, etwas von einem Austauschprogramm zu erzählen. Als eine der Damen dann aber vorschlug, doch das Feuerwasser und den Gerstensaft zusammen in einen großen Holzeimer zu kippen und das Gemisch dann mit Trinkhalmen um die Wette zu trinken, riss mir der Geduldsfaden und ich schickte die Damen wieder nach Hause.

Es war dann noch ein sehr netter Abend. „Dampfendes Eisenross“ erzählte von ihrer Heimat, wo die Männer auch manchmal Hosen aus Leder tragen und es auch viele Rotgesicher gäbe. Das hätte aber mit dem Gerstensaft zu tun. Schade das der Doc nicht dabei war. Dem hätte unser "Gast für einen Tag" sicher gefallen.

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