Schmock-City

Die Abenteuer vom Marshall und dem Doc in Schmock City, die neuerdings von Chief Joseph unterstützt werden, dem alten Indianer.

Dienstag, Juli 03, 2007

Doc und die Squaw Teil 3

Zwei Minuten später war sie wieder im Zelt und drei Krieger mussten sie festhalten. Sie lachte und weinte gleichzeitig.

„So... also Klapperschlange... hoffen wir mal, dass das auch stimmt."

Und wieder gab ich ihr eine Spritze, diesmal mit Klapperschlangengegengift.

„Mal schauen.“

Sie erschlaffte unter den Armen der Krieger und verlor das Bewusstsein.

Alle schauten mich an.

„Ist das gut, Doc?“ fragte einer.

„Nein, das ist scheiße. Das war wieder falsch. Sind die denn alle zu doof mir eine Schlange zu beschreiben?“

„Und jetzt, Doc?“

„Jetzt warten wir.“

„Worauf?“ fragte der größte unter den Kriegern.

„Wir warten darauf ob sie noch einmal wach wird, ob das Gegengift auch ein wenig das Gift bekämpft für das es nicht gemacht war... und ob ihr Sioux wirklich so zäh seid wie der Marshall immer behauptet.“

Ich saß die Nacht mit „lauschender Luchs“ an ihrer Seite.

Von draußen drangen kaum Geräusche, nur der Wind zog sanft an dem Pelz der als Abdeckung der Zeltöffnung diente.

Von Zeit zu Zeit wälzte sie sich hin und her, schien von dem leisen Wind vorm Zelt erfasst zu sein.

Plötzlich begann sie leise mit geschlossenen Augen, zu sprechen.

„Was sagt sie?“ flüsterte ich, weil sie ein Kauderwelsch aus Sioux und Englisch sprach.

„Spricht von großen Büffelherden ihrer Jugend. Von Glück und ihrem Gefährten ‚schleichender Biber’ der vor sechzehn Wintern gestorben ist.“ Dann sagte er leise. „...sie vermisst... immer noch.“

Mit einem mal war sie wieder still und lag nur ruhig atmend im halbdunkel einer Öllampe, die wir von der Kutsche abgeschraubt hatten.

Kurz nach Mitternacht schlug sie die Augen auf.

„Schleichender Biber?“ fragte sie und blickte mich mit Tränen in ihren dunklen Augen an.

„Doc...“ flüsterte „lauschender Luchs“.

„Psst!“ unterbrach ich ihn und hielt eine Hand hoch.

Sie schaute mich weiterhin durchdringend und gleichzeitig fragend an.

Meine Gedanken rasten. Was sollte ich tun?

Eine Sekunde darauf, wusste ich, was zu tun war.

Ich nahm ihre Hand, drückte sie und sprach leise.

„Ja..!“

„Schleichender Biber? Bist Du wirklich... ich.... Du begleiten mich?“ fragte sie schwach und ich hatte Mühe ihre Worte zu verstehen.

„Ja.“ Schluckte ich. „Ich bleibe bei dir.“

Ihre Züge entspannten sich.

Stille flutete in das Zelt wie eine Welle. Sie umfing uns, und blieb bis zum nächsten Morgen.

Als wir dann im Licht des neuen Tages vor das Zelt traten, hatte sich der ganze Stamm versammelt, nur der Medizinmann war nirgendwo zu sehen.

Sie wussten, dass die Squaw gestorben war.

„Lauschender Luchs“ trat zum Häuptling und flüsterte geraume Zeit mit ihm.

Der Häuptling nickte schweigend, dann sah er mir in die Augen.

Da verstand ich worum es hier ging.

„Ihr habt mich hinter’s Licht geführt.“ Sagte ich. „Ihr wusstet was los war!“

Der Häuptling nickte im jungen Licht des Morgens.

„Aber warum? Welchen Sinn hatte das alles?“

Der Medizinmann trat aus dem Zelt hinter dem Häuptling und schritt auf mich zu.

„Sie war sehr krank und wollte bei ihrem Gefährten sein.“ Sagte er leise. „Und du hast das einzig richtige gemacht... am Ende.“

„Wie meinst du das?“ zischte ich. Ich hätte sie am liebsten alle abgeknallt.

„Du hast erkannt, wann du sie ziehen lassen musst.“

„Du meinst, sie wollte sterben? Welches Gift hat sie genommen?“

„Alle.“ Sagte der Medizinmann.

„Aber wieso habt ihr mich geholt, wenn sie sterben wollte?“

Der Medizinmann schoss einen bösen Blick in Richtung „lauschender Luchs“.

„Es war seine Schuld, er hat nicht gehört, dass sie sterben wollte.“ Dann sagte er sanfter: „Er wollte nur helfen.“

Ich fixierte den Boden an meinen Stiefelspitzen.

„Und ihr habt mich einfach machen lassen?“ Mir versagte beinahe die Stimme.

„Der Häuptling meinte, du könntest etwas dabei lernen...“ sagte der Medizinmann.

Ich schaute ihm in die Augen.

Dort sah ich keinen Neid, keine Boshaftigkeit, nichts Verwerfliches.

Er nickte kurz.

Alle anderen verschwanden in ihren Zelten oder gingen an ihre angefangenen Arbeiten.

Drei Krieger gingen schweigend in das Zelt mit „trauriger Grashalm“, der alten Squaw.

Langsam wandte ich mich ab.

„Bis bald, Doc... tut mir leid.“ Hörte ich die Stimme von „lauschender Luchs“.

Ich nickte ihm kurz zu dann ging ich langsam zur Kutsche mit der wir gekommen waren.

Als ich mich auf den Kutschbock des pinkfarbenen Vehikels geschwungen hatte, bemerkte ich, dass der Medizinmann neben der Kutsche stand.

Wir schauten uns wieder lange in die Augen.

Der Medizinmann lächelte.

„Dein Kopfschmuck sieht trotzdem scheiße aus, Kollege.“ sagte ich leise.

Er lächelte und flüsterte: „Ich weiß.“

Dann fuhr ich, um eine seltsame Erfahrung reicher, zurück nach Schmock City.

Ich verspürte seit langem mal wieder den Drang über andere Dinge zu reden, als die Dummheit der Jacksons und hoffte den Marshall und Chief Joseph im Saloon anzutreffen.

Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es ein guter Tag werden würde.


Euer Doc

4 Comments:

Blogger Falcon said...

Gerne, reden wir.
Ich bin da.

10:57 AM  
Blogger Klapsenschaffner said...

...und das ist richtig gut

11:09 AM  
Blogger unkita said...

Die Dampfende Lok hatte heute Verspätung, daher komme ich erstr jetzt. Brüder, hab ich einen Durst...

1:31 PM  
Anonymous Anonym said...

Dachte ich mir doch. Als ob Indianer sich nicht mit Schlangen auskennen würden.
Aber wieso ist der Medizinmann plötzlich so nett? Hab ich was verpasst?

11:48 PM  

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