Schmock-City

Die Abenteuer vom Marshall und dem Doc in Schmock City, die neuerdings von Chief Joseph unterstützt werden, dem alten Indianer.

Freitag, März 02, 2007

Doc und die Bounty (Part II)

Da stand ich nun auf der Treppe zu meiner Praxis und sah dem Marshall zu, wie er auf der Straße den Bullen zerlegte, der durch das Büro seines Fensters gesprungen war und sich nicht hatte festnehmen lassen. Er hatte ihn zum besseren entspannteren Zerlegen vor die Tür gezerrt.
Dazu hatte er sich von Bob dem Schreiner eine Säge und eine Axt geben lassen und bearbeitete nun den Kadaver mit eben diesen Geräten.
Ab und zu trat er einen Schritt von seinem blutigen Werk zurück, murmelte etwas wie:
"Da sind vielleicht seltsame Sachen drin!" und machte sich wieder an die Arbeit.
Nach etwa zwei Stunden stand er, blutüberströmt, an meiner Tür.
Er lächelte sein Lausbubenlächeln und wuchtete ein Hinterbein des Bullen auf meinen Operationstisch.
"Hau rein, Doc!" grinste er und drehte sich schwungvoll um.
Zu schwungvoll, denn ihm passierte was mir letzten Winter vier mal passiert ist.
Er rutschte im Rinderblut aus, fiel die Treppe runter und blieb unten lachend im Staub liegen.
Einer der Jacksons kam gerade auf seinem Klepper um die Ecke gebogen als dies passierte (vielleicht vermisste er einen Bullen?).
Er riss die Augen auf, als er den blutverschmierten Gesetzeshüter sah, und schlussfolgerte Messerscharf, wie es nun mal die Art der Jacksons ist:
"DER DOC HAT DEN MARSHALL ERSCHOSSEN!
Daraufhin wendete er sein Pferd und preschte wie der Teufel davon.
Ich wollte ihm gerade etwas nachrufen als überall die Fenster aufgingen und wirklich JEDER den Marshall und mich begaffte.
"Er ist voller Blut!" rief einer.
"Er schreit vor Schmerzen!" erkannte ein anderer, weil der Marshall sich den Bauch hielt und so laut lachte.
"Oh Gott! Ein Bauchschuss!" rief Sue, das erstaunlich leicht bekleidete Saloon-Mädchen aus einem Fenster. Eine Sekunde später erschien neben ihr der gelockte Kopf von Rabbi Grün.
"Där Dohc is Meschigge!" entfuhr es diesem.
"Der Doc hat sie ja nicht mehr alle!" klang es plötzlich im Chor.

Dann stand der Marshall endlich auf und klopfte den Staub von seiner Weste und Hose.
"Mäin Härr, der Marshall hat's ibrlebt!"
Freundlich hob der Marshall die Hand, winkte dem mittlerweile knallroten Rabbi und Sue.
"Shalom, Rabbi Grün!"
Dann raunte er mir zu.
"Du solltest zusehen, dass du diesen Jackson erwischst bevor er dich überall zum Mörder stempelt."
"Wie soll ich den noch kriegen? Er hat ein Pferd!"
Wieder grinste der Marshall.
"Nimm Rocky!"
Ich erinnerte mich an den Hengst vom Marshall. Dieses fiese Tier trat bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach mir.
"Vielleicht werdet ihr ja Freunde? Er ist'n kluges Kerlchen. Ich kläre die Dinge hier in der Stadt." sagte er heiter.
Ich wagte nicht ihm zu widersprechen, und sein freundliches Angebot wollte ich auch nicht ablehnen.
'Beleidige nie einen Marshall' hat meine Großmutter immer gesagt. Und die musste es ja wissen, sie war mit zweien verheiratet gewesen.
Aber der Marshall hatte recht, wenn ich nicht den verrückten Jackson einholen würde, wäre mein Ruf auf Monate ruiniert.
Also lief ich schnell in den Stall.
Da stand das Biest. Riesig schien mir der Hengst in seiner Box.
"Rocky?" sagte ich zaghaft. Zur Antwort kam nur wütendes Schnauben.
Ich dankte dem Herrn als ich sah, dass der Marshall vergessen hatte ihm den Sattel abzunehmen.
"Wir...äh... reiten dann los." murmelte ich.
Wieder dieses tiefe Schnauben.
Dann wagte ich mich in die Box.
Das große Tier ließ zu, dass ich die Zügel nahm und ihn aus der Box in die Mitte der Scheune führte.
Soweit so gut.
Plötzlich bemerkte ich, dass er mich immer mit bösartigem Blick aus dem Augenwinkel beobachtete.
Wieder fiel mir ein Sprichwort meiner Großmutter ein: "Die Sau plant doch was!"
Trotzdem hievte ich mich in den Sattel des Hengstes der unnatürlich ruhig da stand.
Endlich sitzend, sagte ich: "Na, das war doch gar nicht so schwer, oder Ro...."
Sofort fegte dieses wahnsinnige Biest aus dem Scheunentor und Sprang und wieherte als sei ich der Leibhaftige.
Ich klammerte mich an seinem Hals fest und die Welt schoss an mir vorbei.
Wir müssen am Marshall vorbeigekommen sein, denn ich hörte ihn stolz sagen:
"DAS ist mein Rocky!"
Nun, wenigstens rannte der verrückte Gaul in die richtige Richtung.
Allerdings versuchte er mich immer noch abzuwerfen.
Schmock City lag bereits hinter uns, als es mir dann doch zu bunt wurde.
Gerade als eine schemenhafte Gestalt, in seltsamer Uniform, uns gerade noch schwer torkelnd, und mit einem gewagten Sprung, ausweichen konnte, kam mir eine Idee.
Ich hielt mich nur noch mit einem Arm fest, der andere tastete nach meinem Gürtel.
"So, mal sehen ob du wirklich so ein schlauer Klepper bist, wie der Marshall sagt!"
Ich zog meinen Colt, einen schweren Armycolt, und drückte Rocky den Lauf zwischen die Ohren, dann spannte ich den Hahn.
"Entweder du benimmst dich, ODER ICH KNALL DICH AB!"

Vielleicht war es Zufall, oder der lange Spurt hat ihn ermüdet, jedenfalls versuchte er plötzlich nicht mehr mich abzuwerfen.
So ritten wir noch eine Stunde, und als mir die Revolverhand langsam lahm zu werden drohte, kamen wir endlich an die Küste.
Vor uns erstreckte sich ein Meer. Es bestand aus Rindern.
Die Herde der Jacksons.
Ich kam gerade hinzu als Jerry, Larry, Barry, Harry oder Gerry (ich lerne es nie, die Idioten auseinander zu halten), an einem improvisierten Lagerfeuer, die atemlose Geschichte vom blutenden Marshall und seinem Mörder (MIR!), erzählte.
Erschrocken drehte er sich zu mir um.
"Jetzt will er auch noch das Pferd vom Marshall umlegen!"
Ich bemerkte, dass ich Rocky immer noch den Colt zwischen die Ohren drückte.
"ERINNERT IHR EUCH AN DEN BULLEN DER DEN MARSHAL IN SEINEM BÜRO BESUCHT HAT?" schrie ich gegen das allgegenwärtige Muhen an.
Alle nickten.
"Das Blut war von ihm. Der Marshall ist nur die Treppe runtergefallen!"
Langsam liefen die trägen Denkmaschinen in den Schädeln der Jacksons an, eine königliche Summe in Form von Groschen fielen, und so etwas wie Verständnis breitete sich auf ihren Gesichtern aus.
Ich nutzte die Zeit um abzusteigen, hielt aber immer den Colt auf Rocky gerichtet, der mich immer noch feindselig musterte.
"Warum zielst du auf den Gaul, Doc?"
"Weil er mich sonst tritt!"
Plötzlich zogen alle Jacksons ihre Kanonen und jeder zielte auf sein Pferd.
Wie haben es diese fünf Jungs nur geschafft so alt zu werden?
Ich beschloss das Risiko einzugehen und steckte den Colt wieder ein.
"Was ist los, Doc?"
"Äh.. es besteht keine Gefahr mehr!"
Wortlos ließen alle ihre Waffen sinken. Ein plötzliches Gefühl von Macht über die geistig Schwachen überkam mich. Aber ich hatte wichtigeres zu tun, als mir jetzt den einen oder anderen Spaß mit den bescheuerten Jacksons zu erlauben.
Eines konnte ich mir jedoch nicht verkneifen.
"So, was ist denn nun mit der Molkerei auf der Bounty?"
"Die haben irgendwie ihren Chefmelker weggeschickt!" stammelte Jerry (oder Larry).
Hinter der riesigen Herde zeichnete sich ein stolzes Schiff ab, das an der Küste vor Anker lag. Am Strand erkannte ich eine Ansammlung von Zelten.
"Das haben sie euch gesagt, dass sie ihren Chefmelker weggeschickt hätten?"
"Ja," nickte wieder einer der Jacksons, "und dann haben sie gelacht. Red' du doch mal mit ihnen."
"Wenn ich schon mal da bin..." seufzte ich und trottete langsam los. Seltsamerweise gefolgt von Rocky, der mich nicht mehr aus den Augen ließ.
So kam es, dass ich zur Bounty lief.
Aber das erzählen ich ein andermal.

7 Comments:

Blogger Falcon said...

Vorsicht mit Rocky.
Ich glaube, ich sollte mal meine Beziehung zu ihm etwas deutlicher darlegen.
Ich arbeite daran.

9:25 AM  
Blogger Klapsenschaffner said...

Dann hätte ich auch nicht so einen Blindflug hingelegt.

9:58 AM  
Blogger unkita said...

Endlich wird mal die wahre Geschichte der Bounty erzählt. Wurde ja auch mal Zeit!!

12:25 PM  
Blogger Klapsenschaffner said...

Du ahnst es ja nicht, was da noch folgt!

5:52 PM  
Anonymous Anonym said...

Ich vergesse auch des öftern, meinem Pferd den Sattel abzunehmen. Ist ja auch ganz unauffällig, so ein Sattel. Gibs zu Klapsi, zu bindest uns einen Bären auf und die Geschichte ist gar nicht so wahr!

11:31 AM  
Blogger unkita said...

@schaffner&falcon: Sie glaubt doch tatsächlich, wir flunkern hier.

1:40 PM  
Blogger Scheibster said...

Pferde sind böse! Sie wollen die Weltherrschaft übernehmen!

2:28 PM  

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